Hagen Rether, das kranke Verhalten deutscher TV Prominenz

Hagen Rether backstage, Lichtburg Essen

HAGEN RETHER
Das kranke verhalten deutscher TV Prominenz

Ja, vielen Dank, hallo. Grüss Sie. Alle vier Jahre regt sich der Wähler darüber auf, dass er im Wahlkampf angelogen wurde. Ist das nicht toll? Das ist doch wirklich süß und die Politiker sagen im Wahlkampf immer, der Wähler ist viel klüger als man denkt und (man) darf den Wähler nicht unterschätzen. Der Wähler ist so dumm, dass es wehtut. Es ist Schwachsinn. Der Wähler will immer angelogen werden. Wenn du den Wähler vorher die Wahrheit sagst, wie die Grünen, bist du abgewatscht. Der Wähler will das gar nicht. Der ist viel dümmer als man sich das vorstellen kann. Kein Mensch will doch vorher die Wahrheit hören. Der Wähler wählt immer nach seinem Portemonai, immer oportunistisch, und die Grünen haben das noch nicht gecheckt. Die kommen jedes mal wie kleine Welpen an den Wähler gesprungen mit der Wahrheit. Das ist naiv. Das ist wirklich goldig. Der Wähler musste angelogen werden, damit er hinterher sich beschweren kann, dass er angelogen wurde. Das ist so ein Spiel, so ein Muster, das sich alle vier Jahre immer wiederholt. Und das wird medial unterfüttert, man hat sich da verkeilt ineinander. Und die da oben, die machen sowieso, was sie wollen. Wir können nichts machen. Ist eh alles egal. Wir denken mal abwechselnd, wird es so nicht so schlimm werden oder hat’s eh keinen Sinn mehr? Es ist alles schon zu spät. In beiden Fällen, können wir auf jeden Fall so weitermachen wie bisher. Das ist so ein Freibrief zum Weiterso. Wieso sollten wir das  anders machen als die da oben? Das ist so eine passive, komfortable Opferhaltung. Sehr bequem, das hält Jahrzehnte so schon an. Und je mehr Information wir haben, desto weniger tun wir, habe ich den Eindruck. Wir schwanken dann zwischen Wutbürger und Nichtwähler.

Und unsere Promis, da kann man ja auch so sehr schön sehen, wie Resignation funktioniert. Weil ja ihr alles egal ist, macht Alice Schwarzer, eine Frau, die ihr Leben lang gegen Sexismus gekämpft hat, Werbung für die Bild Zeitung. Und weil eh alles egal ist, macht Udo Lindenberg Werbung für die Bild Zeitung. Ein Mann, der ein Leben lang gegen die Heuchelei gekämpft hat, malt jetzt mit Eierlikör Männchen für Bild. Ist doch fantastisch! Was vom Rocker übrigblieb? Ist toll! Ich find’ das super. Und weil eh alles egal ist, macht unsere TV-Prominenz Werbung für Nestlé, MediaMarkt, RWE, Müllermilch, Ferrero, Zeitarbeit, Banken und Investment-Fonds. Ich find’ es bedauerlich, dass zur Zeit ein Duzend Fernsehkreativer ihr gutes Image an McDonalds verkaufen. Und achten Sie mal drauf, das sind fast immer Grimme-Preisträger, ist das nicht  toll? Ja! Es ist gut, kaum kriegt man einen Preis für hohes Niveau, verliert man es. Es ist fantastisch. Zack! Am nächsten Tag! Warum? Aber warum? Ist doch schade! Warum machen die das? Haben die Geldmangel? Lassen Sie uns doch einen Spendenfond einrichten für notleidende Grimme-Preisträger. McDonalds! Man weißt doch, was McDonalds ist! Und kann ja sein, vielleicht weiß Christian Ulmen nicht, was McDonalds ist, aber das kann man doch googleln! Da gibst du McDonalds ein und dann kommt an der Latte! Tja! Ein Hamburger verursacht 200 $ Umweltfolgekosten, von Getreide Spekulationen und verhungerten Kindern ganz zu schweigen. Und wir tun immer noch als wäre Fleischessen  Privatsache. Und die Anderen werden als Heulschmusen  und Gutmenschen verspottet. Das sind die Doofen, von denen lassen wir uns doch nicht massregeln.  Wer sind wir denn? Das sind die Doofen von Greenpeace, zum Beispiel, die zur Zeit für unser gutes Gewissen bei Putin im Gefängnis sitzen. Während unsere Kulturelite seit Jahren feixen Geschäfte mit den Großkonzernen macht. Es funktioniert.

Die Leute geben ihre Privatsphäre bei Facebook ab, lassen sich ohne zu zucken am Flughafen wie potentielle Verbrecher behandeln, akzeptieren biometrische Personalausweisen, aber einen fleischfreien Tag in der Kantine findet man totalitär. Was? Was ist los? Die Leute gucken halt nur auf ihren eigenen Teller, über den Tellerrand kommt man immer kaum nicht hinaus. Hauptsache, ich hab’ Fleisch. Und seit Jahrzehnten sehen wir uns gemeinsam an, wie dafür der Regenwald gerodet wird. Die Einheit wird mittlerweile in 35 Fußballfelder pro Minute angegeben, das ist pro Tag eine Fläche von Köln. Das ist totalitär! Und nicht ein Veggie-Day. Unser Umgang mit der Natur ist das Totalitärste, was man sich vorstellen kann. Aber man klammert sich an das Schnitzel wie der Ertrinkender ans Senkblei. Zum Erstaunen. Warum?

Der Mensch ist die Dornenkrone der Schöpfung. Vielleicht es ist ja tatsächlich alles zu spät, aber die Frage ist doch, wann gehen wir unter? Wer? Und wie viele von uns? Übermorgen oder 2050? Oder erst im übernächsten Jahrhundert? Das ist doch ein Unterschied! Das ist doch nicht egal! Lassen Sie uns Zeit gewinnen! Die Zyniker, die Apokalyptiker, die Traditionalisten, die Resignierten, die schicken wir mit ihrer Currywurst und ihrem Eistee einfach in die Wüste. Jagen wir die Lobbystes aus dem Reichstag, wie Jesus damals die Händler aus dem Tempel gejagt hat. Aber lassen wir doch das mit den Sündenböcken! Das sind doch nicht die Bänker und die Bischöfe, das sind alles wohl feile Ablenkungsthemen, vergessen wir die schlechten Vorbilder! Es geht um uns selbst! Lassen wir uns ins Gewissen reden, solange wir noch eins haben. Yes we can, das ist doch ein alter Hut. Klar, können wir’s! Wir wissen auch alles! Aber wir müssen halt endlich mal anfangen, es auch zu tun oder es zu wollen, wenigstens. Einfach nur zu wollen reicht ja schon.

Ändern wir unser Leben. Fangen wir endlich an, unsere macht als Konsumenten auch zu nutzen. Wir sind viele, wir sind die 99%. Das können wir schaffen. Kaufen wir unseren Enkeln keine iphones und Fischstäbchen. Kaufen wir uns lieber Zeit!

HAGEN RETHER
El loco comportamiento de los famosos de la TV alemana

Gracias, hola. Buenas. Cada cuatro años el electorado se indigna porque le han mentido durante la campaña electoral. ¿No es genial? Es una maravilla y durante la campaña los políticos siempre dicen que el electorado es mucho más inteligente de lo que se piensa y no se le debe subestimar. El electorado es tonto hasta decir basta. Es absurdo. Los votantes siempre quieren que les mientan. Si les cuentas la verdad antes, como los verdes, te ponen a caldo (verde).